Evangelisch in Buchenbühl.

Herr,

„Dauert halt länger!“, sag ich manchmal zu meinen Kindern, wenn sie mal wieder nicht gleich reagieren. „Dauert halt länger!“, sage ich gerade zu Dir – und ich bin ein bisschen genervt dabei.

Warum erhörst Du manche meiner Gebete noch während ich sie ausspreche? Und manche noch nach Wochen nicht? Warum erhörst Du manches, nur nebenher gesprochene, Gebet in einer so überwältigenden Fülle – und worum ich seit Wochen bete, das zieht sich in die Länge?

Was mache ich falsch? Ganz automatisch komme ich ins Grübeln. Und dann fallen mir all die „Regeln“ für erhörte Gebete ein, die ich in meinem Leben als Christ schon gehört habe.

Der „Klassiker“: es steht eine unvergebene Sünde zwischen mir und Dir!

Okay - das macht Sinn. Ich mach ja doch jeden Tag irgendwas falsch. Klar, da kannst Du eigentlich gar kein Gebet erhören. Erst heute wieder habe ich meine Kinder ein bisschen zu scharf angeraunzt. Nur weil ich bügeln wollte!

Gut, so funktioniert das also: da steckt jemand in Schwierigkeiten und ich bete um Deinen Beistand. Du hilfst aber erst, wenn ich mein Leben perfekt auf die Reihe gekriegt habe? WIE SCHRÄG IST DAS DENN? Wieso um alles in der Welt habe ich DAS denn jemals geglaubt!

Wenn das wirklich so wäre, dann ist mir klar, warum es auf der Welt so ausschaut, wie es ausschaut!! Ich bin schuld – weil ich permanent irgendetwas falsch mache!

Schuld an der Krankheit des Nachbarn; Schuld am Krieg in Syrien; an den Waldbränden in Frankreich, den Überschwemmungen in Deutschland und an der Hungersnot in Afrika. Wunderbar – jetzt weiß ich endlich, woran das alles liegt!

Danke, dass Du so viel Humor hast, um mir klarzumachen, wie abartig dieser Gedankengang ist!

Und danke für Deine Hilfe beim Warten – wenn es mal wieder heißt: „Dauert halt länger!“

Amen