Evangelisch in Buchenbühl.

Herr,

soll ich die gelbe Rose gießen oder die rote? Ich habe gerade nicht viel Zeit und beide leiden sehr unter der Trockenheit. Mit der Gießkanne in der Hand stehe ich vor meinem Beet und weiß nicht: soll ich beiden einfach nur einen kleinen Schluck Wasser zukommen lassen und den Rest vielleicht auch noch über die Sonnenblumen verteilen – oder soll ich mich für meine Lieblingsrose entscheiden. Die Gelbe, die so überreich blüht und die so wunderbar duftet, dass kaum einer daran vorbeikommt, ohne seine Nase in eine ihrer herrlichen Blüten zu stecken.

So geht es mir beim Beten auch oft: ich kenne so viele Menschen, die mir ein Anliegen sind – und die so viele Anliegen haben. Und dann gibt es noch all die viele Zeitungsmeldungen – Krieg und Hunger; Unfälle, Überschwemmungen....

Ich habe einfach nicht die Zeit und die Kraft, für sie alle zu beten. Und manchmal merke ich, dass ich für etwas Bestimmtes beten will – und meine Gedanken schweifen ab; weiter und weiter – doch wieder hin zu dem einen Menschen, der mir gerade am meisten auf dem Herzen liegt.

Muss ich an alle denken? Weißt Du, ich MÖCHTE niemanden vergessen. Ich MÖCHTE für alle Menschen beten. Schon allein, weil ich weiß, dass Du sie ALLE liebst. Nur: ich kriege es nicht hin! Wenn ich nach dem Gießkannen-Prinzip an alle und alles denke und für jedes Problem und für jede Not auf der Welt bete – dann habe ich den Eindruck, dass mein Gebet irgendwo in der Luft verloren geht.

Wen ich aber für den einen besonderen Menschen auf die Knie gehe und Deinen Segen vom Himmel herab flehe, dann merke ich, wieviel Kraft in meinen Worten, in meinem kleinen Gebet liegt. Und dann spüre ich Deine Gegenwart und fühle mich selbst so von Deinem Segen erfüllt!

Kannst Du für all die anderen Menschen auf der Welt bitte jemanden finden, der für sie betet? Für jeden Einzelnen jemanden?

Danke!