Herr,

über den Kleinglauben habe ich nachgedacht. Und versucht, mir vorzustellen, wie sich das „Wunder erleben“ wohl anfühlt. Ob ich es überhaupt annehmen könnte; mein ersehntes Wunder. Wie ich reagieren würde. Wie ich davon erzählen würde. Und so manche Reaktion gefunden, wo ich mich immer noch so verhalte, wie früher. So; wie ich das ja eigentlich nicht mehr wollte...

Und festgestellt, dass ich vorher noch eine Menge zu erledigen habe: Küche putzen und die Hecke schneiden. Den Schreibtisch aufräumen. Ein paar Kilo abnehmen. Was neues zum Anziehen nähen. Und den Wochenplan für die Schule fertig. Fugen kratzen. Ach, und meine Gymnastik habe ich auch noch nicht gemacht..

„Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück…“

Nach so vielen Jahren habe ich diese Geschichte endlich verstanden! Es ging nicht darum, dass Dinge erledigt werden müssen! Es geht darum, dass DU den Zeitplan kennst – den besten Zeitpunkt für Nachfolge, Küche putzen und für Wunder. Und es steht mir nicht zu, Zu sagen: „Erst muss ich das und das noch machen. Dann kannst Du gerne Wunder in meinem Leben tun.“

Nicht ich gebe den Zeitplan vor. Nicht ich bestimme, wann es soweit ist. Nur Du allein.

Solange ich noch etwa anderes zu erledigen habe, wird in meinem Leben nicht viel Außergewöhnliches geschehen können. Denn ich tue dann ja nichts anderes, als das, was der junge Mann tun wollte: erst noch, erst noch, erst noch… „Lass mich das und das erst noch machen. Dann komme ich gerne mit Dir mit.“

Nein, wenn Du rufst, soll ich alles andere stehen und liegen lassen – auch dafür wird Zeit sein. Aber dann, wenn es eben dafür Zeit ist.

Wie groß Du bist, mein Gott, dass Du Dich auf mein Niveau herunter begibst und mich nicht fallen lässt, wenn ich mal wieder mit meinen eigenen Plänen Deine Pläne ausbremse...

Amen